VITA

Magdalena schlüpft in ihre grünen Gummistiefel und greift nach der kleinen Hand, die sich in gewohnter Manier auf Hüfthöhe bereit hält. Tür auf, Tür zu, abgeben. Tür auf, Tür zu, wieder ankommen, durchatmen und einsteigen. 

 

Einsteigen heißt an jenem Tag ihren Gedanken freien Lauf zu lassen, sich Werk- und Komponistenlisten hörend, lesend, am Laptop oder am Klavier zu erschließen. Sie hat Programme im Sinn, die Ungehörtes mit Bekanntem verbinden, die von gesellschaftlicher Relevanz getränkt und persönlichem Mut geprägt sind. In der Kollaboration mit anderen KünstlerInnen sucht sie Kontraste, neue Denkweisen und die Freiheit, aus gewohnten Mustern auszubrechen. 

Auf diese Weise entstand gemeinsam mit der Künsterlin Lisa Schächner der von Farb- und Formprojektionen durchzogene Liederabend "vom färben". Im Wechsel der Jahreszeiten verbarg sich darin sinnbildlich der Wandel des verstreichenden Lebens. 

Eine Reminiszenz an die Kindheit erlebt man in "Kinderlieder für Erwachsene". Gemeinsam mit drei SängerInnen schenkt sie nie gehörten Werken u.a. von Ignace Strasfogel und Walter Gieseking und wohl Bekanntem von Robert Schumann und Johannes Brahms ihre Aufmerksamkeit. 

Ihr Programm "Empört Euch!", vom Deutschen Musikrat gefördert, steckt voll Provokation in einer Zeit, die kaum einen anderen Zustand zulässt. Inspiriert vom französischen Widerstandskämpfer Stéphane Hessel und in Zusammenarbeit mit dem syrischen Videokünstler Anas Kahal und der Sängerin Helena Donie strebt sie nach verdichteter Rebellion, wie sie KomponistInnen seit jeher in Form ihrer Kunst vorbrachten. 

 

In der musikalischen Herangehensweise kann sie dabei auf ihre Ausbildung zur Pianistin und Liedgestalterin zurückgreifen. Sie begann in Karlsruhe an der Hochschule für Musik bei Prof. Roberto Domingos, führte sie zu Prof. Sergej Osadchuk nach Tromso an die nördlichste Universität der Welt, brachte sie über Meisterkurse bei Markus Hadulla, Gerold Huber, Anne Le Bozec und weiteren in die Liedklasse von Prof. Mitsuko Shirai und Prof. Hartmut Höll, in der sie ihr Master- und Solistenexamenstudium mit Auszeichnung absolvierte. 

 

Eine Zeit der Erfahrungen. Als Stipendiatin der Brahmsgesellschaft schlenderte sie in Baden-Badens Parklandschaften, als Tutorin für Korrepetition und Organisation schlug sie sich die Nächte um die Ohren, als Ersatz übernahm sie Hartmut Hölls Part im Zwickauer Schumann-Haus, als Hoffnungsschimmer spielte sie nach Yehudi Menuhins Leitgedanken in Krankenhäusern und Altenheimen. 

Auch in ihrer Arbeit an der Städtischen Musikschule Ettlingen versucht sie jene Freude und Begeisterung zu übertragen, die sie selbst ans Klavier fesseln. Seit Oktober 2023 ist sie im Rahmen des Dorothea-Erxleben-Stipendiums als Lehrbeauftrage an der Hochschule für Musik, Theater und Medien in Hannover tätig und erforscht in ihrem Projekt schwarz|weiss mit Studierenden gemeinsam Wege aus polarem Denken und dessen Folgen für Repertoire, Selbstverständnis und Konzertgestaltung.

 

Preise beim Zukunftsklangaward und die Aufnahme in die 13. Bühnenakademie von TONALi (Hamburg) bestätigten sie darin, sich weiterhin auf die Suche nach zukunftsweisenden und partizipativen Konzertansätzen zu begeben. 

 

Die Zeit verstreicht an jenem Tag besonders schnell und schon heißt es wieder: Gummistiefel an, um mit der kleinen Hand zu verschmelzen, die ihrem Leben Sinnhaftigkeit, Tatkraft und die nötige Geduld schenkt. 

 

 

Die Zukunft,

die wir wollen, muss erfunden werden.

Sonst bekommen wir eine, die wir nicht wollen.

 

Joseph Beuys


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