SCHWARZ|WEISS

 

Es ist einmal so die Mode in der Welt, daß die Guten durch die Bösen schattiert werden und die Tugend im Kontrast mit dem Laster das lebendigste Kolorit erhält. Wer sich den Zweck vorgezeichnet hat, das Laster zu stürzen und Religion, Moral und bürgerliche Gesetze an ihren Feinden zu rächen, ein solcher muß das Laster in seiner nackten Abscheulichkeit enthüllen.

- Friedrich Schiller

 

Wir leben in einer Welt der Kontraste: Krieg und Frieden, Armut und Reichtum, Recht und Unrecht, Macht und Unterdrückung, Leben und Tod existieren in Gleichzeitigkeit und speisen sich aus Gedanken, die ebenfalls in Kategorien einteilen.

 

Mein Programm versteht sich als Einladung, die Farbpalette der eigenen Gedanken, Einordnungen und Strukturen um jene Bereiche zu erweitern, die sich zwischen den Kontrasten bewegen.

 

Wann und wen sortieren wir kategorisch aus? Wann ordnen wir ein - oder unter? Was verstehen wir als konform und nicht konform, als richtig und falsch, als gut und schlecht? Wann kennt unser Kopf nur zwei Seiten: schwarz und weiß?

Welche Handlungen gründen sich in jenen Gedankenmustern und wen betrifft diese Limitierung?

 

Im Wintersemester 23/24 beschäftigten wir uns mit Komponistinnen, waren auf der Suche ihrer oftmals unsichtbaren und verschollenen Geschichten und recherchierten nach ihren ungehörten Liedern.

In einem Vortrag von Dr. Michael Barthelmäs (Ulm) setzten wir uns mit den psychologischen Hintergründen des Bewertungsmechanismus und der Stereotypenbildung auseinander. Gemeinsam mit Dr. Anna Bers (Göttingen) richteten wir unseren Blick aus verschiedenen Perspektiven auf Lyrikerinnen und vertieften unser Wissen um jene textlichen Grundlagen, die zum Ausgangspunkt der Liedkompositionen werden. Dass auch hier die Ausgrenzung und Unterdrückung Frauen in gleichem Maße trifft, sie meist nur in Nischen oder in Bezug zu bestimmten Themen zum Vorschein kommen, wurde in ihrem Seminar deutlich. Darin wurden nicht nur Frauen als Schaffende, sondern auch Frauenbilder und -figuren unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: Frauen sind Huren oder Heilige, wenn man dem männlich geprägten Blick in die Literatur Glauben schenken möchte.