Empört Euch!

- über den Zustand einer verdrehten Welt 



"Die Empörung, sie ändert ihre ästhetische Form mit den Epochen. Auch das zeigte dieses visuelle Liedkonzert. Das künstlerisch Kostbarste aber war etwas ganz anderes: Die Musikerinnen schafften es, nahezu vollkommen hinter dem Werk zu verschwinden. Man hatte bei allen Interpretationen das Gefühl, nur die Musik selbst zu hören, ohne von einem Ego abgelenkt zu werden. Das war wunderbar. Der Rezensent gesteht, so etwas bisher nur sehr selten erlebt zu haben." 

 

- Jens Wehn (bnn) über "Empört Euch!"  vom 19.4.2023 in der Fleischmarkthalle in Karlsruhe


 

Wir schreiben das Jahr 1823, das Jahr 1945, das Jahr 1971. Zeiten der Gewalt, der Not, des Elends, der Katastrophen, des Kriegs, des Hungers, der Vertreibung, des Ausgrenzens, der Unterdrückung, der Ohnmacht sorgen für Empörung.

Für KünstlerInnen bedeutet dies nicht nur persönliches Engagement sondern stets die Verpflichtung, ihr kreatives Schaffen für politische Zwecke zu nutzen. Schubert und seine Literaten schreiben gegen die Zensur in Metternichs Reich an.

Wolpe und Eisler, selbst von Unterdrückung und Flucht gepeinigt werden deutlich. Krieg und Tod haben ihren Blick auf das Leben in Kampfgeist und Nostalgie getaucht. Sie finden einen neuen, direkten, sprechenden, schreienden, unmittelbaren Ton. Schonungslos hoffen alle auf offene Ohren und den Anstoß zur Partizipation.

 

In die Reihe jener Komponisten stellen sich die KünstlerInnen Helena Donie (Gesang), Magdalena Wolfarth (Klavier) und Anas Kahal (Visuals). Mit einem visuellen Liedkonzert geht das Programm „Empört Euch!“ Wege des Aufzeigens, des Kämpfens, des Wagens, des Gewinnens, des Sehnens und des Hoffens und ermutigt im Sinne des französischen Widerstandskämpfers Stéphane Hessel zum Zustand der Empörung. Durch Videoaufnahmen der Gegenwart und eine Protestausstellung der SchülerInnen der Klasse 10 d des Goethe-Gymnasiums Karlsruhe werden die Lieder in das Licht der Aktualität getaucht. Wir schreiben das Jahr 2024. Wie können wir die Veränderung sein?



Die KünstlerInnen

Anas Kahal wurde 1985 in Damaskus geborenen. Er absolvierte zwischen 2004 und 2009 ein Bachelor-Studium an der Faculty of Fine Arts in Damaskus. Mithilfe eines Stipendiums kam er nach Deutschland und studierte von 2011 bis 2016 bei Prof. Helmut Dorner und bei Prof. Kalin Lindena an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe. 2016 bis 2017 war er Meisterschüler bei Prof. Kalin Lindena. Von November 2019 bis April 2020 hatte er einen Studienaufenthalt an der Cité Internationale des Arts in Paris, von Oktober bis Dezember 2020 hatte er einen Residenz-Aufenthalt im Gastatelier/Kabuff im E-Werk Freiburg. 2020/2021 erhielt der Künstler ein Atelierstipendium der Stadt Freiburg. 2020/2021 nahm Kahal am Mentoring-Programm des Kunstbüros der Kunststiftung Baden-Württemberg teil. Kahal lebt und arbeitet in Freiburg und trägt wesentlich zur jungen Kunstszene der Stadt bei. 

 

Besonders würdigen, so die Pressemitteilung der Stadt Freiburg, wollte die Kulturpreis-Jury die multimedialen Arbeiten des eigentlich von der Malerei kommenden Künstlers, in denen Erfahrungen von Menschen im Globalen Süden im Zentrum stehen. Diese seien durch Krieg, neokoloniale Ausbeutung oder die Sehnsucht nach einem menschenwürdigen Leben geprägt. Sein zukunftsweisender Umgang mit neuen Medien habe bereits viele Besucherinnen und Besucher seiner Ausstellungen überzeugt und Aufmerksamkeit erregt, wie unter anderem 2020 im Kunsthaus L6, bei seiner Einzelausstellung in der Galerie für Gegenwartskunst im E-Werk Freiburg 2021/2022 oder beim 35. Stuttgarter Filmwinter Festival, Expanded Media in Stuttgart 2022. In seiner Auseinandersetzung mit Krieg, Flucht und Migration bezieht sich Anas Kahal in besonderer Outsider/Insider‐Perspektive immer wieder in verstörenden und kritischen Arbeiten auf den Syrienkrieg („Flags“, 2021). Seine transmedialen Arbeiten verbinden Film, Video und Robotik auf experimentelle Weise („Cassiopeia“, 2021). Anas Kahal arbeitet mit (Farbfeld)Verdeckung, Bildüberlagerungen und komplexen Tonspuren und nutzt innovative und ungewöhnliche technische Entwicklungen für seine durchaus großformatigen Rauminstallationen, Projektionen und Performances („between war and see“, work in progress, 2018‐2021).

Helena Donie, Mezzosopran, singt seit ihrer frühen Kindheit. Sie entschied sich für eine professionelle Gesangsausbildung und begann ihren Bachelor 2012 in der Klasse von Prof. Ingrid Haubold. Von 2017 bis 2019 studierte sie im Master als Teil des Instituts für Musiktheater an der Hochschule für Musik Karlsruhe. 2018 sang sie Ida und Orlofsky in Johann Strauß Die Fledermaus. Im Juni 2019 folgte die Mrs. Grose in Benjamin Brittens The Turn of the Screw. In dieser Rolle durfte sie im März 2021 im Theater Heidelberg einspringen. Außerdem singt sie in der Spielzeit 2022/23 den Sandmann in E. Humperdincks Hänsel und Gretel. Seit Oktober 2021 ist sie Teil der Liedklasse der Musikhochschule Karlsruhe, bei deren Professoren Mitsuko Shirai und Hartmut Höll sie ihre Ausbildung weiterführen wird. Sie ist Stipendiatin der Stiftung „Yehudi Menuhin Live Music Now Oberrhein“ und des Richard Wagner Verbandes, außerdem Preisträgerin des Heinz Kunle Wettbewerbes. Außerdem ist sie Teil der Udo Reinemann International Masterclass Brüssel 21/22, und sie nahm am internationalen Lied Festival Zeist 2021 teil. Wichtige Impulse erhielt sie durch Ks Julia Varady, Barbara Frittoli, Stefan Herheim, Hans-Christoph Rademann, Kathy Romey, und Prof. h. c. Daniel Fueter. Außerdem nahm sie an der Meisterkurswoche des Internationalen Liedfestival Zeist teil, bei der sie mit Robert Holl, Elly Ameling, David Selig, Wolfgang Holzmair und anderen arbeiten durfte. Sie ist vielseitig unterwegs. Neben Konzerten im kirchlichen Bereich, gehören Chansons und Oper, sowie Lieder und Operette fest zu ihrem Repertoire.

Magdalena Wolfarth, im hohenlohischen Crailsheim aufgewachsen, ist Pianistin und Liedbegleiterin. Nach ihrem Klavierstudium bei Roberto Domingos führte ihre Vorliebe für die menschliche Stimme sie in die Liedklasse von Mitsuko Shirai und Hartmut Höll an die Hochschule für Musik Karlsruhe, in der sie ihr Master- und Solistenexamenstudium mit Auszeichnung absolvierte.

Sie ergänzte ihr Studium außerdem durch einen Auslandsaufenthalt im norwegischen Tromsø.

Weitere musikalische Impulse erhielt sie von Anne Le Bozec, David Selig, Axel Bauni, Ulrich Eisenlohr und Ralf Gothóni, während der Akademie Les Heures Romantique von Markus Hadulla und Mitsuko Shirai und beim Bluval-Musikfestival von Gerold Huber und Christiane Iven. Liederabende und Konzerte führten sie unter anderem ins Theater Baden-Baden, zum Wissembourg-Festival, ins Karlsruher ZKM und ins Schumann-Haus Zwickau, wo sie für Hartmut Höll einsprang. Ihr besonderes Interesse ist es dabei, kunstübergreifende Programme zu gestalten. 
Sie ist Stipendiatin des Deutschen Musikrats, der Funk-Stiftung und der Brahmsgesellschaft Baden-Baden sowie Preisträgerin des Zukunftsklangawards (2021). Sie wurde außerdem vom Verein YEHUDI MENUHIN Live Music Now Oberrhein e.V. gefördert und ist Mitglied der 13. Bühnenakademie von TONALi (Hamburg), die sich mit Schul- und Kiezkonzerten für partizipative, zukunftsweisende Konzertansätze einsetzt.